Es gibt Dinge, die brennen sich für immer in deine Erinnerung: Dein erster Roadtrip, das erste Konzert deiner Lieblingsband und das erste Mal, wenn du erlebst, wie in Island Nordlichter am Himmel tanzen.

Wer einmal dort gestanden hat – eingepackt wie ein Michelin-Männchen, der Atem gefriert in der Luft – weiß, dass es kein Video der Welt so einfangen kann, wie es live wirklich ist. Die Insel gilt als eine der besten Destinationen weltweit, um dieses Spektakel zu erleben. Warum? Weil das vom Meer umgebene Land perfekte Voraussetzungen bietet: dunkle Nächte, klare Luft und eine wilde Landschaft, die den Hintergrund für dieses Naturtheater liefert.

In diesem Ratgeber erfährst du, wo die Chancen am größten sind, wann du losziehen solltest und wie du deine Chancen auf das ultimative Nordlicht-Erlebnis maximierst. Mit dabei: Mythen, Wissenschaft, praktische Tipps und natürlich ein paar Insiderhinweise, die dir nur echte Kenner der Insel geben können.

Reisender beobachtet grüne Nordlichter (Aurora Borealis) über dem Meer in Island

Die beste Zeit für Nordlichter: Wann ist Island im Lichterglanz?

Das Wichtigste gleich vorab: Auch dort sind Polarlichter ein Winterphänomen. Von Mitte Mai bis Anfang August geht es schlicht nicht, denn die Nächte sind zu hell. Wer die Aurora sehen will, muss in der dunklen Jahreszeit reisen, grob zwischen September und April.

Die beste Reisezeit dafür liegt daher zwischen Oktober und März, wenn die Nächte lang und die Chancen am höchsten sind. Ein klarer Sternenhimmel ist dabei fast genauso wichtig wie die geomagnetische Aktivität. Deshalb betrachten viele Fans des Landes insbesondere Oktober und März als optimale Reisezeit. Hier herrscht genug Dunkelheit, aber die Temperaturen sind weit weniger extrem als im tiefsten Winter. Aber auch der Winter hat seinen Reiz, Minusgrade hin oder her. Je kälter und dunkler es ist, desto intensiver leuchten die Nordlichter. Hartgesottene schwören daher auf die tiefsten Wintermonate, wo es weniger Touristen, längere Nächte und eine Atmosphäre gibt, die besonders magisch wirkt.

Auch die Tageszeit spielt eine Rolle: Ab 22 Uhr lohnt sich das Warten, oft erscheinen die Lichter aber erst nach Mitternacht. Geduld ist daher dein bester Reisebegleiter, denn wer zu früh aufgibt, verpasst oft die spektakulärsten Momente.

Und ja, ein wolkenloser Himmel ist Pflicht. Wer also Nordlichter ernsthaft erleben will, checkt vorab den Wetterbericht. Dazu gehört in Island nicht nur die Wolkenvorhersage, sondern auch die Polarlichtprognose, also der sogenannte KP-Index, der die Stärke geomagnetischer Aktivitäten misst.

Intensive grüne Nordlichter über einer dunklen Waldsilhouette.

Die besten Spots in Island: Wo die Aurora am hellsten leuchtet

Grundsätzlich gilt: Je dunkler, desto besser. Nordlichter sehen ist theoretisch überall möglich, aber Lichtverschmutzung ist der größte Feind. Reykjavík ist somit nicht die Top-Adresse. Selbst wenn die Aktivität außergewöhnlich stark ist, gibt es deutlich bessere Orte.

Beliebte Orte rund um die Hauptstadt sind der Grótta-Leuchtturm und der Park Öskjuhlíð. Schon 20 Minuten Fahrt hinaus ins Umland erhöhen deine Chancen erheblich.

Entlang der Südküste findest du für deine Nordlichter-Jagd atemberaubende Orte, wie die schwarzen Strände bei Vík, die Gletscherlagune Jökulsárlón oder die Wasserfälle Skógafoss und Seljalandsfoss. Dort ist nicht nur der Himmel dunkel, sondern du bekommst gleichzeitig auch die perfekte Kulisse für atemberaubende Fotos geboten.

Im Westen lockt die Snæfellsnes-Halbinsel mit einsamen Fjorden und Bergen, die ein wahrer Traum für Fotografen ist. Wer weiter in den Norden fährt, kann in Akureyri oder am See Mývatn die Aurora bestaunen. Ein echter Geheimtipp sind die Westfjorde: Sie sind dünn besiedelt, es gibt wenig Touristen und oft spiegeln sich die Lichter dort im stillen Wasser.

Unser Tipp: Reykjavík mag zwar als Nordlichter-Stadt gelten, aber die wahren Highlights warten draußen, wo kein Straßenlicht stört. Aber selbst mit den besten Spots solltest Du Deine Reise nicht zu kurz planen. Wenn du die optimale Reisedauer suchst, berücksichtige dabei, dass sich Wetter, Wolken und Sonnenaktivität nicht timen lassen. Plane daher am besten mehrere Nächte ein und halte Dir die Route flexibel, um bei klarer Sicht spontan losziehen zu können.

Reisender in roter Jacke blickt auf spektakuläre grüne und violette Nordlichter über einer Wiese.

Nordlichter-Jagd: Wie du die Aurora erfolgreich aufspürst

Die Jagd auf Nordlichter ist ein Abenteuer für sich. Du kannst dich entweder einer geführten Tour anschließen oder selbst losfahren. Beides hat seinen Reiz.

Bei einer Tour profitierst du vom Insiderwissen der Guides. Sie kennen versteckte Plätze, fahren dich auch bei schlechtem Wetter an Orte mit klaren Sichtfenstern und erzählen spannende Geschichten, während ihr wartet. Du bist dabei allerdings nicht allein.

Eigenständig unterwegs zu sein gibt dir Freiheit, aber auch Verantwortung. Die winterlichen Straßen der Insel können tückisch sein: Schnee, Eis, plötzliche Stürme. Wenn du dich dafür entscheidest, selbst zu fahren, miete am besten ein Auto mit Allradantrieb und kontrolliere täglich die Straßenverhältnisse.

Die folgenden Must-haves für deine Jagd helfen dir dabei, warm und sicher zu bleiben und ein unvergessliches Aurora-Abenteuer zu erleben:

  • Thermoskanne mit heißem Tee oder Kakao
  • Mehrere Kleidungsschichten, Mütze und Handschuhe
  • Stirnlampe (rotlichtgeeignet, damit du nicht geblendet wirst)
  • Powerbank fürs Handy
  • Stativ und Kamera mit manuellen Einstellungen

Apps wie „Aurora“ oder „My Aurora Forecast“ zeigen dir die Chancen in Echtzeit. Und denk daran: Auch wenn du leer ausgehst, bist du immerhin in diesem Land. Die Landschaft allein ist bereits ein Spektakel.

Mythen, Magie und Wissenschaft: Was die Nordlichter wirklich sind

Wissenschaftlich betrachtet ist die Aurora Borealis eigentlich ziemlich einfach: Geladene Teilchen des Sonnenwinds treffen auf Sauerstoff und Stickstoff in der Atmosphäre. Zack, leuchtet es grün, pink oder violett.

Für die Menschen früher war die Aurora weit mehr als Physik. Viele glaubten, die Lichter seien Geister, die über den Himmel tanzen. In anderen Kulturen galten sie als Zeichen für Glück oder als Warnung vor Kriegen. Die Inuit erzählten, es seien die Seelen der Verstorbenen, die mit einem Ball aus Walrossschädeln spielten.

Die Farben der Polarlichter hängen davon ab, welche Gase in welcher Höhe miteinander reagieren. Grün ist Standard, Violett und Rot sind seltener und besonders spektakulär. Heutzutage kannst du die Aurora mit der Hilfe von Apps und Expertenprognosen kalkulieren, aber am Ende bleibt sie unberechenbar. Vielleicht macht genau das den Zauber aus. Genau wie andere Naturwunder, zu denen unter anderem auch die Geysire zählen, zeigen uns die Polarlichter, dass sich magische Momente und Wissenschaft oft gar nicht so sehr unterscheiden.

WeRoad-Reisegruppe beobachtet die Nordlichter in Island unter einem spektakulären Himmel voller Polarlichter

Tipps für die perfekte Aufnahme: So hältst du das Himmelsleuchten fest

Die Aurora zu fotografieren ist keine schwierige Kunst, aber auch nicht ganz so einfach wie ein Selfie mit Automatik. Wenn du willst, dass deine Bilder die Erinnerung festhalten, solltest du dich vorbereiten und die richtigen Einstellungen kennen.

Für Kameras:

  • ISO 1600–3200
  • Blende f/2.8 oder so weit offen wie möglich
  • Belichtungszeit 10–20 Sekunden
  • Fokus manuell auf unendlich
  • Stativ und Fernauslöser sind Pflicht

Für Smartphones: Neue Modelle können inzwischen erstaunlich gute Ergebnisse liefern, wenn du den Nachtmodus nutzt und die Belichtungszeit manuell hochstellst. Apps wie „NightCap“ helfen zusätzlich. Halte das Handy ruhig oder nutze ein kleines Ministativ.

Insider-Tipp: Teste deine Einstellungen am Tag, damit du nachts keine Zeit verlierst. Halte Ersatzakkus warm in der Jackentasche, denn Kälte sorgt sonst dafür, dass sie sich schnell entleeren. Denke beim Fotografieren auch an den Vordergrund. Ein Wasserfall, eine Kirche oder eine Bergsilhouette machen deine Fotos unverwechselbar.

Gruppe WeRoad Reisender macht Selfie in leuchtend blauer Eishöhle in Island.

Ein unvergessliches Naturspektakel: Dein Abenteuer wartet

Anders als bei anderen Reisen können Nordlichter kein garantierter Programmpunkt sein, aber genau das macht sie so besonders. Es braucht Geduld, den richtigen Moment und ein bisschen Glück. Aber wenn sie dann auftauchen, vergisst du den Anblick nie.

Plane am besten mindestens drei bis vier Nächte auf der Insel, damit deine Chancen steigen. Kombiniere die Aurora-Suche mit anderen Winter-Highlights: Eishöhlen, Schneemobiltouren oder ein Bad in einer heißen Quelle unter Sternenhimmel sind ebenfalls einzigartige Erlebnisse. Kein Wunder, dass das Land im Winter so viele Reisende anzieht.

In der Gruppe wird dein organisierter Island-Trip zu den Nordlichtern garantiert zu einem gelungenen Erlebnis, dass dich noch lange in Erinnerungen schwelgen lässt. Die Reiseleiter kennen oft unbekannte und nahezu geheime Plätze, an denen du die Nordlichter besonders gut sehen kannst und dabei nicht mit massenweise anderen Menschen um den besten Platz konkurrieren musst.

Am Ende geht es aber nicht ausschließlich um die Aurora. Es geht darum, mit anderen Abenteurern auf die Jagd zu gehen, Geschichten am Lagerfeuer zu teilen und gemeinsam den Himmel zu beobachten, bis er plötzlich in Flammen steht. Schau dir daher alle Gruppenreisen und Routen in Island an und wähle dann die Reise, die dich nicht nur zu den Lichtern, sondern mitten ins Herz Islands führt.

WeRoad Team
Written by WeRoad Team